Games Orbit Die Sonne hat sich zurückgezogen. Es ist schon über eine Woche her, seitdem die letzten Lichtstrahlen über den Horizont schimmerten und das Chaos seinen Lauf nahm. Die Menschen stehen Todesängste aus und stellen sich die Frage, wie sie sich in dieser neuen, dunklen Welt zurecht finden sollen. Denn sie sind da, die Kreaturen aus unseren Albträumen: Vampire, Werwölfe und Leichenfledderer. Willkommen in der Welt von „Nightfall“. Die Macher der erfolgreichen Fantasy-Kartenspielserie „Thunderstone“ melden sich wieder zu Wort: Mit „Nightfall“ entführt Designer David Gregg die Spieler diesmal in eine düstere Welt voller Horror und bevölkert mit dunklen Kreaturen. Dort tobt ein erbitterter Krieg. Vampire, Werwölfe, Leichenfledderer und diejenigen, die sich diesen Kreaturen mutig in den Weg stellen, stehen im Mittelpunkt des strategischen Kartenspiels, welches sich in Amerika bereits einer großen Fangemeinde erfreut. Wen wundert es bei diesem Hintergrundszenario. Mit den Blutsaugern aus der Dunkelheit treffen die Spielgestalter wahrlich den Nerv der Zeit, denn Vampire sind spätestens seit der „Twilight Saga“ der Hit und hielten auch bereits in diversen anderen Brettund Kartenspielen Einzug. Wohl dem, der sich bei dieser Auswahl für „Nightfall“ entscheidet und diesen Spaß in der eigenen Spielrunde erleben kann. Die Spieler schicken die düsteren Kreaturen in den Kampf, um dem Gegner Schadensmarken zu verpassen und ihn letztendlich zu besiegen. Effekte beeinflussen dieses Kampfgeschehen und sorgen für eine weitere strategische Komponente des Spiels. So können Kreaturen, die ein Gegner gespielt hat durch einen Effekt eliminiert werden, ohne dass der eigenen Figur Schaden zugefügt werden kann. „Nightfall“ präsentiert sich als klassisches Deckbau-Kartenspiel. Ein Genre, das durch Spiele wie „Magic The Gathering“, „Dominion“, „Ascension“ und zuletzt eben „Thunderstone“ geprägt wurde. Dennoch schafft es dieser jüngste Sprössling sich mit innovativen Neuerungen einen festen Platz im Konzert der Großen zu sichern. Gerade der sehr aggressive Duell-Gedanke, das Draften beim Auswählen der verfügbaren Karten oder der einzigartige Kettenmechanismus bescheren „Nightfall“-Spielern ein noch nie da gewesenes Spielerlebnis. Wie in dieser Spielegattung üblich, startet das Spiel mit der Vorbereitung der verfügbaren Karten, die eine Gruppe von zwei und fünf Spielern durch das Spiel begleitet. Neben den zehn Startkarten, die bei jedem Spieler gleich sind, wählen die Spieler drei bestimmte Karten aus, auf die nur sie im weiteren Spielverlauf Zugriff haben. Eine Neuerung, die bereits zu Beginn des Spiels Raum für strategisches Vorgehen bietet. Bislang kannte man nur einen allgemeinen Kartenpool, auf den alle Spieler Zugriff hatten. Natürlich gibt es diesen bei „Nightfall“ auch, aber wer hat sich nicht schon immer mal gewünscht, spielstarke Karten exklusiv zur Verfügung zu haben. Steht mit dem allgemeinen und privaten Archiv nun die Auslage, so nehmen alle Spieler ein identisches Startdeck und das Spiel kann beginnen. „Nightfall“ präsentiert sich mit vier Spielphasen sehr gut strukturiert. Den Beginn macht die Kampfphase, in der alle Monster immer angreifen müssen. Die Spieler können sich so keine Armee von Vampiren oder Werwölfen schaffen, hinter der sie sich verbarrikadieren können. Alle angreifenden Monster werden immer abgelegt. Ist nun der Schaden verteilt, folgt das Herzstück des Spiels: Die sogenannte Kettenphase. Hier haben die Spieler die Möglichkeit, unabhängig davon, ob sie am Zug sind oder nicht, Karten auszuspielen. Der aktive Spieler beginnt und legt eine Karte nach der anderen aus seiner Hand ab. Diese müssen mit mindestens einer der sechs vorhandenen Farben der Vorgängerkarte übereinstimmen und bilden den Beginn der Kette. Es folgen nun die anderen Spieler, die so ebenfalls Monster oder Effekte auf die Kette legen können, die schließlich nach dem letzten Spieler von hinten nach vorne abgearbeitet wird. Haben Karten eine Bonusaktivität und passt diese ebenfalls farblich mit der Vorgängerkarte der Kette überein, wirkt dieser Effekt, Kicker genannt, ebenfalls wie jede andere Karte. Hat man sich erst an diese neue Art des Ausspielens von Karten gewöhnt denn nur in dieser Phase werden Karten ins Spiel gebracht will man sie nicht mehr missen. Die Kombination der sechs Farben bietet sowohl beim Kauf der Karten als auch bei deren Einsatz eine wahre Fülle an strategischen Optionen. Die richtige Entscheidung, an einer Kette mitzuwirken oder doch die Karten für die nächste Runde zurückzuhalten, bieten dem Spieler weitere Gelegenheiten, um das Spiel für sich zu ent- scheiden. Haben alle Kreaturen und Effekte durch die Kettenphase das Spielgeschehen beeinflusst, kann der aktive Spieler weitere Karten kaufen, um für die nächste Runde gewappnet zu sein. Er nutzt sogenannte Einflusspunkte, um neue Karten aus dem allgemeinen Stapel oder dem eigenen Archiv zu erwerben und sie zunächst der Ablage des eigenen Decks hinzuzufügen. Den Ein- fluss hat der gewiefte Spieler dank der Ket- tenphasen nach oben manipuliert oder aber durch den Abwurf von nicht eingesetzten Karten gesteigert. Sind Kampf-, Ketten- und Anforderungsphase beendet, füllt der Spieler seine Hand wieder auf fünf Karten auf. Spä- testens in der nächsten Kettenphase kann er sofort wieder entscheidend einzugreifen. Wer vom Grundspiel nicht genug bekommt, nimmt sich zusammen mit möglichst vielen Mitspielern gleich die erste Erweiterung „Nightfall - Ausnahmezustand“ zur Hand. Das gut ausbalancierte Grundset erhält so Kartennachschub für den allgemeinen Stapel oder das persönliche Archiv. Mit der neuen Fähigkeit ‚Feed‘ kommt eine weitere Option in der Kettenphase des Spiels zum Tragen. Zusätzlich zu den Bonuskosten können die Spieler nun den ‚Feed‘-Effekt auch mehrfach einzusetzen und sich damit einen weiteren Vorteil verschaffen. Dies kann beispielswei- se durch den Abwurf einer weiteren Karte geschehen und so werden plötzlich aus zwei Schadenspunkten derer vier und schon seg- net ein Blutsauger des Gegners das Zeitliche.
FAZIT | Wenn man bei „Nightfall“ etwas nicht hat, dann ist es Zeit zum Luftholen. Denn hier herrscht permanente Action. Wartezeiten gibt es aufgrund der innovativen Kartenkettenmechanik überhaupt keine. Gerade mit mehreren Spielern ist der Kampf zwischen Vampiren, Werwölfen und menschlichen Jägern der absolute Hit. Zu loben ist außerdem noch die hervorragende deutsche Ausgabe: Mit zwei von drei enthaltenen Promokartenpacks spendiert Pegasus Spiele zusätzlichen Inhalt und bietet ein für Einsteiger deutlich freundlicheres Regelwerk als die US-Version. Auch im Detail stecken Verbesserungen: So wurden die Grafiken der Schadenskarten aus der zweiten US-Erweiterung in das Grundspiel übernommen. Mit „Nightfall Ausnahmezustand“ steht bereits die erste Erweiterung dieses Deckbauspiels der Extraklasse in den Regalen. Und das zu einem Preis, bei dem auch wirklich jeder mitspielen kann
Baltin und ich haben das Spiel auf der Spielemesse in Essen gespielt. Es macht viel Spaß, besonders weil man sogar im Zug des Gegners agieren kann. Es ist kurzweilig und man spielt direkt gegeneinander, ähnlich wie bei Bang. Bei Dominion oder Thunderstone versucht man ja mit Hilfe seines Decks an Siegpunkte zu kommen. Daher unterscheidet sich das Spiel doch erheblich von den anderen Deckbau-Varianten.
Wer Lust hat, der kann das Spiel gerne mal ausprobieren. Fragt Baltin oder mich nur nach einem Probespiel.